Enteisungssprays im Test – Muss es Markenware sein?

Garagenbesitzer kennen das Problem nicht, aber alle anderen schon: Es ist Winter, es ist kalt. Es ist Arschkalt. Du stehst auf, trinkst deinen Kaffee und schaust wiederwillig auf die Uhr. Nachdem man sich drei Jacken, vier Pullover und zwei Unterhosen angezogen hat – bei den Meisten nicht in dieser Reihenfolge – bewegt man sich nach draußen ins Auto, startet den Motor und stellt entsetzt das logische fest: Die Scheibe ist angefroren und der Scheibenwischer quittiert seinen Dienst.

Nun hat man mehrere Möglichkeiten. Man könnte den alten Dieselverbrenner laufen lassen, Heizung aufs maximum drehen und warten. Diese Methode kann man gleich mit einem Frühstück im Auto kombinieren. Jedoch ist man zu diesem Zeitpunkt in der Regel sowieso schon zu spät dran, sodass man sich mit dem Eisschaber ein kleines Panzerguckloch macht. Natürlich nur vorne…nach hinten muss man ja nicht schauen und die Heizung taut eh alles andere auf. Für die ganz ganz faulen gibt es noch diese schönen reflektierenden Schutzmatten aus Omas Alufolie .

Jetzt mal Spaß beiseite. Es gibt die Kratzer, die Heizer und die Sprüher. Wenn man zu faul ist zum Kratzen, heizt man. Wenn man zu wenig Zeit hat zum heizen und zu faul ist zum Kratzen gibt es ja noch die Option ein Enteisungsspray zu verwenden. Um diese meist blauen Sprays geht es heute.

Was ist das?
Enteisungsspray ist ein Gemisch welches hauptsächlich aus Ethanol, also Alkohol, besteht. Dazu kommt noch etwas Wasser zur Verdünnung und einige Chemikalien damit das Zeug zumindest ein wenig nach etwas duftet. Das Ganze kommt in einen Pumpzerstäuber gefüllt und befindet sich in vielen Autos des Landes. Es gibt viele verschiedene Hersteller dieser „Wundermittel“, die sie um unterschiedlichste Preise an den Mann und die Frau bekommen. Ich habe netterweise von Sonax ein Fläschchen bekommen und habe mir beim Diskonter eine Flasche von ExtremeClean, dem anderen Ende der Preislatte ergattert, um herauszufinden ob es denn hier einen Unterschied zwischen Billigprodukt und teurer Markenware gibt. Wobei man hier von einem Preisunterschied von wenigen Euronen redet.
Die zweite Frage, die ich hier beantworten möchte, ist die Sinnhaftigkeit eines solchen Enteisers.

Wie benutz‘ ich das?
Was nach einer ziemlich bescheuerten Frage klingt, ist tatsächlich berechtigt. Denn das Anwendungsgebiet habe ich bei meinen ersten jungfräulichen Versuchen komplett verfehlt. Im Winter ist es nun mal so, dass etwas Weißes auf dem Auto liegt. Dieses Naturwerk ist bei uns unter dem Namen Schnee bekannt und ist der schlimmste Feind eines jeden Scheibenenteisers. Denn solange auch nur ein bisschen Schnee auf der Scheibe liegt, die darunter eingefroren ist, ist es Verschwendung auf die Scheibe zu sprühen. Der Schnee saugt sich damit an und lässt somit kaum etwas vom Spray hindurch. Das bedeutet ganz penibel den Schnee beseitigen. Und penibel kann man hier ruhig großschreiben, denn auch schon die dünne Schicht, die am Eis „kleben“ bleibt, sorgt bereits für Probleme. Bei einer klaren Eisschicht durch Regen und kälte muss man nur draufsprühen.

Billig oder teuer?
Kommen wir zu den beiden Testflaschen. Optisch sind beide gleich, blaue Flüssigkeit und Sprühkopf. Bei letzterem gibt es jedoch zwischen Sonax und dem No-Name Produkt einen nicht zu ignorierenden Unterschied: Die Sprühfläche.
Der Diskonter sprüht ähnlich zu einem Fensterputzmittel. Also eher punktuell auf den Punkt auf den man zielt. Die Sonaxflasche hingegen sprüht eine Horizontale Linie. Das hat den Vorteil, dass man sparsamer sprüht. Um die gesamte Scheibenbreite zu behandeln, braucht man hier beim Billigprodukt doppelt so viele „Sprühvorgänge“. Somit wird dieser schneller leer.

Links Sonax, rechts der ExtremeClean


Ein weiterer Unterschied ist der Duft bzw. Gestank. Mir persönlich ist es egal wie das Zeug riecht, jedoch sollte es erwähnt werden. Der Sonax Enteiser riecht nach klassischem Putzmittel. Natürlich nicht unbedingt das, womit man sein AirWick Gerät befüllt, aber im Gegensatz zum Diskonter riecht das wie Parfüm zum Altenheim.
Nun zum wichtigsten Part, der Flüssigkeit selbst. Beide haben den selben Inhalt und beide stinken nach Chemie. Der eine mehr, der andere weniger. In der Verwendung muss man wie bereits gesagt aufpassen, dass nicht viel Schnee auf der Scheibe liegt. Eis geht bei beiden Sprays gleich gut weg, jedoch muss man zudem aufpassen, dass man den „Eisgatsch“ nicht sofort mit dem Scheibenwischer attackiert, da es hier sehr leicht zu schlieren kommt und es bei tieferen Minusgraden einen kurzen Stopp erzwingt weil man auf einmal nichts mehr sieht. Im Laufe der Wochen habe ich beide Sprays abwechselnd verwendet und konnte abgesehen vom Sprühkopf keinen wirklichen Unterschied ausmachen. Beide tun das was sie sollen, solange man die Sprays richtig anwendet.

Der Sprühkopf vom Diskonter machte jedoch bald einen entscheidend schweren Fehler. Er wurde undicht und bescherte mir einen penetranten chemischen Geruch am Beifahrersitz. Ob die Flasche nun ein Sonntagsmodell ist, bleibt offen. Aber im Praxistest durchgehalten hat er somit überhaupt nicht.
Die Sonax Flasche blieb stark und wurde nicht inkontinent.

Weiters habe ich einen „Gummiringerltest“ durchgeführt, um herauszufinden ob die Flüssigkeiten sich auch wirklich nicht durch Scheibenwischer und Dichtungen durchfressen könnten. Nach einer Woche im blauen Alk-Bad, habe ich die beiden hälften eines Gummiringes verglichen.

Risse waren bei keinem zu sehen und elastisch waren beide hälften gleich gut ohne zu reißen. Trotzdem verfärbte sich der Gummi beim Diskont-Produkt bläulich. Ich werde ein Stück Scheibenwischergummi einem etwas längerem Test unterziehen (1 Monat im Bad) um auch wirklich sicherzugehen ob das Werbeversprechen gehalten wird.

Fazit: Ich bleibe beim Eiskratzen. Nicht nur weil ich damit keine Dichtungen oder Scheibenwischerblätter angreifen kann (sofern es doch Auswirkungen auf diese hat), sondern auch aus dem Grund, dass ich durch den Schnee sowieso schon mit dem Schneebesen hantieren muss. Und dann ist es auch nicht mehr wirklich schlimm etwas Kratzen zu müssen. Für Leute in Städten wie z.B. Wien, wo Schnee eher ein nicht bekanntes Phänomen ist, wird es auf jeden Fall schneller gehen die Scheibe mit einem Enteiser einzusprühen. Man kann, was die Flüssigkeit betrifft ohne mit der Wimper zu zucken zum Diskonter greifen. Einen Qualitätsunterschied merkt man jedoch sehr wohl. Die Handhabung der Flasche und der Geruch (den man bei regelmäßiger Anwendung ja doch öfters in der Nase hat) sind bei Sonax eindeutig besser. Ob man nun 5€ oder 8€ ausgibt sei ja jedem selbst überlassen. Als Alternative wenn man sowieso mehrere Flaschen braucht, kann man ja beide kaufen und den Sonax Sprühkopf auf den Billigsdorfer schrauben.

Die letzte Alternative ist ein aufgeschnittener Müllsack. Auf die Scheibe legen und bei den Vordertüren einzwicken. Fertig ist die Do-it-yourself Schutzmatte. Und die kostet weder viel Geld noch nerven und Zeit. Auf jeden Fall die Ökologischste Variante von allen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.